Meseberg – „Zauberschloss“ am Huwenowsee
Schloss Meseberg ist heute ein vielbesuchter Ort. Seit 2007 wird es von der Bundesregierung als Gästehaus genutzt. Erster Gast war übrigens der damalige französische Staatspräsident Jacques Chirac. Als Hannelore Lehnmann diesen Artikel über das Anwesen für die Ausgabe 7 MARK BRANDENBURG schrieb, war daran noch gar nicht zu denken.
1995 kaufte die Messerschnitt Stiftung das Anwesen für umgerechnet 25 Millionen Euro und begann mit der Restaurierung des verfallenen Hauses und des verwilderten Parks. 2006 wurde das Schloss Meseberg an die Bundesregierung übergeben, die es seither gelegentlich für Staatsbesuche nutzt – nicht ohne Kritik. Die vergleichsweise hohen Kosten für den Unterhalt werden immer wieder angemahnt.
Text: Hannelore Lehmann
Dieser Artikel erschien erstmals in Ausgabe 7 der DIE MARK BRANDENBURG
Am 26. Mai 1721 brach in dem unweit der Stadt Gransee gelegenen Ort Meseberg ein Brand aus. Das halbe Dorf und der Herrenhof wurden eingeäschert. Das Anwesen gehörte damals den von der Gröben, die um 1500 herum am Orte die namengebenden Herren von Meseberg abgelöst hatten. Sie schufen sich im 16./17. Jahrhundert durch Erwerbungen in der Nachbarschaft (Rauschendorf, Baumgarten, Schönermark) einen zusammenhängenden Güterkomplex, den sie von den brandenburgischen Kurfürsten zu Lehen trugen. Der letzte „Erbherr“ von Meseberg, Wilhelm v. d. Gröben, war kurz vor dem großen Brand, am 9. April 1721 verstorben. Seine Tochter Dorothea Johanna Albertine, die beim Tod des Vaters 14 Jahre alt war, heiratete 1723 Hermann, den Sohn des Generalfeldmarschalls Reichsgrafen Alexander von Wartensleben. Das war keine zufällige Verbindung. Alexander hatte 1705 die Anwartschaft auf Wilhelms Lehngüter erhalten und 1717 gegen eine Abfindung von 20 000 Talern darauf verzichtet. Die Eheleute lebten in Berlin, wo Hermanns Vater (gest. 1734) das Amt des Gouverneurs bekleidete.
Wenn Theodor Fontane im ersten Teil seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ auf die „Sage“ verweist, nach der Hermann von Wartensleben in Meseberg zu bauen begann, um nicht dem allgemeinen Befehl des Soldatenkönigs folgend, in Berlin bauen zu müssen – so ist das sehr glaubhaft. Hermann von Wartensleben war ein Onkel des unglücklichen Hans Hermann von Katte, der am 6. November 1730 als Fluchthelfer des Kronprinzen Friedrichs hingerichtet wurde. Das tragische Ereignis verdüsterte die letzten Lebensjahre des alten Gouverneurs, der den König vergeblich um Gnade für den Neffen angefleht hatte, und warf sicher auch Schatten auf die übrige Familie.
Im Jahre 1738 ließen sich die Eheleute in Meseberg in unmittelbarer Nähe des Huwenowsees jenes Schloss bauen, das in der Kunstgeschichte zu den schönsten Herrenhäusern der Mark gezählt wird. Die erste Nachricht über den Baubeginn stammt aus der Feder des Kronprinzen Friedrich, der am 25. September 1737 an seinen Vater schrieb, Wartensleben, „welcher auf seinen Gütern anjetzo aufbauen lässt“, sei bei ihm in Rheinsberg gewesen. Es entstand ein stattlicher zweigeschossiger Putzbau von 11 Achsen in der Länge, 6 in der Breite, mit eindrucksvollen Mittelrisaliten an der Hof- und Gartenseite, reicher Innenausstattung und einer terrassenförmig zum See hinabsteigenden Gartenanlage. „ … die Pracht, mit der es emporwuchs“, schrieb Fontane, „ übertraf noch die des gleichzeitig im Umbau begriffenen Rheinsberger Schlosses“.
Die Schlossherrschaft sollte sich keines ungetrübten Glücks erfreuen. 1739 starben ihr zwei Kinder an den Pocken; 1741 wurde Wartensleben in der Schlacht bei Mollwitz so schwer verwundet, dass er den Dienst quittieren musste. Zehn Jahre nach seinem Tod (gest. 1764) verkauften die Erben das Schloss mit dem gesamten Güterkomplex an Christian Ludwig von Kaphengst, einen Günstling des Prinzen Heinrich von Preußen. Er heiratete hier 1789 Maria Louisa Therese Toussaint, geschiedene Bilguer, die ebenfalls aus dem Rheinsberger Kreis des Prinzen kam. Fontane hat Leben und Treiben des „tollen“ Kaphengst in den „Wanderungen“ lebendig geschildert. Unbekannt war bislang, dass auf Kaphengsts Ländereien früher als andernorts modernere landwirtschaftliche Methoden einzogen und die Meseberger Bauern 1799 durch einen Ablösungsvertrag gegen erhebliche Landabtretungen Freiheit und Eigentumsrechte eingeräumt bekamen. Kaphengst starb am 1. Februar 1800. 1820 ging das Schloss mit den Orten Meseberg und Baumgarten, – Schönermark und Rauschendorf hatte Kaphengst verkaufen müssen –, an den Generaladjutanten König Friedrich Wilhelms III., Friedrich Günther Andreas von Jagow über.
1822 fand in Meseberg die Hochzeit seiner Tochter mit Carl Johann Ludwig von Thielau statt, der Schloss und Güter 1843 an einen Berliner Rentier verkaufte, welcher sie 1845 an Baron Franz Friedrich Heinrich von Hövel veräußerte. Bis 1839 hatten sich die Bauern unter Prozessen mit der Gutsherrschaft und Erlegung großer Summen (Thielau erhielt 2 000 Goldmark von der Gemeinde Meseberg) von weiteren Dienstpflichten befreit. Die Gutsherrschaft stellte sich auf Lohnarbeit um. 1855 entschlossen sich einzelne bäuerliche Wirte und endlich alle, die Flurgemeinschaft aufzugeben, die bis dahin gemeinschaftlich genutzten Flächen unter sich aufzuteilen und separiert zu wirtschaften. Der Rezess von 1867 schrieb den Zustand fest.
Eine neue Ära für Meseberg brach 1885 an. Es ging in die Hände von Carl Robert Lessing über, einem Großneffen des Dichters Gotthold Ephraim. Der neue Eigentümer, von 1850 bis zu seinem Tode 1911 Herausgeber der Vossischen Zeitung, machte das Schloss zu einer Pflegestätte des kulturellen Familienerbes der Familie Lessing. Ein äußeres Zeichen setzte er durch drei Ringe, die an verschiedenen Stellen vorkommen. Hier wurde ihm 1908 für die Verdienste um das Werk seines berühmten Großonkels vom Vorstand der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenhüttel ein hoher Orden überreicht. Zu Beginn der 30er Jahre musste Anna Lessing von Meseberg Abschied nehmen. Das Herrenhaus wechselte mehrfach die Besitzer. Nach dem 2. Weltkrieg verschlechterte sich sein Erhaltungszustand laufend. Ansätze der letzten Jahre zu Restaurierung und würdiger Nutzung stagnierten. Das „Zauberschloss“ wartet darauf, wieder in alter Schönheit zu erblühen.
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