Ausflug nach Riga: ammian unterwegs!
Der Sommer ist bekanntlich Reisezeit und nach zwei Corona-Jahren sind wir alle etwas ausgehungert. Mein letzter Auslandsaufenthalt liegt auch schon eine ganze Weile zurück. Deshalb habe ich mich gefreut wie eine Schneekönigin, als sich Programmkoordinatorin Inga von Latvian Literature meldete und mich zu einem Treffen mit Verlegerinnen und Verlegern aus ganz Europa nach Riga einlud. Die lettische Hauptstadt ist mir nicht fremd – im Studium habe ich hier ein Auslandssemester verbracht und in der Altstadt gewohnt. Für mich ist es also ein wenig wie nach Hause zu kommen, wenn ich nach Riga fliege. Nach 2 Jahren in ein Flugzeug zu steigen ist trotzdem ein seltsames Gefühl gewesen, vom Chaos am Flughafen mal ganz zu schweigen.
Latvian Literature ist eine Plattform mit dem Ziel, lettische Literatur und Kultur im Ausland bekannter zu machen. Seit 2016 arbeitet das Team sehr erfolgreich mit der Kampagne #iamintrovert daran. Lettland ist sehr klein – gerade einmal 3,1 Millionen Lettinnen und Letten gibt es hier –, und die Aufmerksamkeit gering. Deshalb lädt das Team einmal im Jahr zu einem Treffen ein: Verlage, Kultureinrichtungen, Presse. Berühmt-berüchtigt wurde die Kampagne übrigens nach der London Book Fair 2018,
Auch diesmal ist die Gruppe bunt gemischt. Mit dabei sind Verlegerinnen und Verleger aus Schweden, Finnland, Großbritannien, Italien, Frankreich, Deutschland, Schweiz und Estland. Ich treffe außerdem Doris Akrap von der taz und Susanne von Schenck vom deutschlandradio. Aber meine besondere Bekanntschaft auf dieser Reise wird Petra Wenzel vom Pankebuch (liebe Grüße an dieser Stelle!). Mit einem Sonderprogramm unterwegs ist auch eine Delegation rund um Jürgen Boss von der Frankfurter Buchmesse. Lettland bewirbt sich wieder als Gastland der Buchmesse. Ich drücke die Daumen, dass es klappt.
Und los geht es mit dem Programm: Es gibt Vorträge zur Plattform und zum Buchmarkt in Lettland und danach viele, viele Begegnungen. Wir lernen Autorinnen und Autoren kennen, essen und trinken mit Verlegerinnen und Verlegern und haben überhaupt eine verdammt gute Zeit. Abgerundet wird das Programm von einem Ausflug in die beeindruckende Nationalbibliothek. Ich schaffe es zwischendurch sogar noch ins Kunstmuseum.
Der Austausch untereinander ist für uns alle in der Gruppe extrem wertvoll. Es tut gut zu wissen, dass nicht nur wir Kleinverlage in Deutschland hart zu kämpfen haben. Alle in unserer Gruppe berichten von rückläufigen Verkäufen, von steigenden Kosten für jedes Buch und den vielen Schwierigkeiten auf dem Weg zur Veröffentlichung. Und dann ist da natürlich noch der Krieg in der Ukraine, der hier in Riga viel, viel näher zu sein scheint.
Aber trotz allem: Wir werden weitermachen – viele von uns übrigens auch mit einem Buch aus Lettland! Meine Riga-Reise endet am letzten Abend mit einem wunderbaren Gespräch mit Autor Andris Kuprišs, der mir viel erzählt von seinem Schaffensprozess und seinem Leben in Lettland. Wir schließen direkt einen Lizenzvertrag, damit seine Geschichtensammlung „Berlin“ bei uns im Herbst 2022 erscheinen kann.
Erschöpft sitze ich mit der Kollegin aus Großbritannien am Freitag am Flughafen. Es war eine wilde, wunderbare Woche. Vielen Dank an das Team von Lativan Literature – Inga, Ildze, Rita, Alise, Jayden, Anete und Vilis! Ich komme hoffentlich bald wieder, dann aber mit meinen Übersetzer-Freunden aus aller Welt.